Mittwoch, 21. August 2013

"Things are always changing like the shoreline and the sea..." — Anholt, die Holde

So rum und so rum:
Alter Bekannter auf der Steinpier von Anholt
zwischen den beiden Außenstegen
Sonntag, 18. August. Eindringliches Gebläse weckt uns.  Die LF beginnt "Die Tote im Götakanal" zu lesen. Skipper vor Ladenschluss um 12:00 los, um Abendbrot zu besorgen. Ausgedehntes Sonntagsfrühstück. Unter der Wurstbude ist es gemütlich, draußen heult der Wind und tost die Brandung. Schon morgens zeigt der Windmesser bis 34 Knoten. Ein Lärm! Wir brauchen Bewegung und machen einen Spaziergang am Strand, vorbei an einem alten Bekannten auf der Steinpier. Sein Gesichtsausdruck wechselt ständig, wie könnte es anders sein, mit dem Wetter. Schatten, Regen, Sand und kleine Dinge, die sich in den Senken sammeln, lassen den körperlosen Steinmann in beide Richtungen höchst lebendig werden. Das Holzgeländer zwischen Pier und Strand ist über und über vollgeschissen mit violetten Möwenausscheidungen. Die Möwen picken mit Vorliebe Kronsbeeren und erweitern mit ihrem Dünnschiss die sommerliche Farbpalette um ein strahlend päpstliches Lila.

Der Wind zerrt beharrlich an allem, was wir anhaben und lässt uns aussehen wie Michelinmännchen, so aufgeblasen. Für eine kleine Pause suchen wir Zuflucht in den Dünen, wo Wind und Brandung nicht hin reichen. Ruhe und Kekse. Wir lassen den Sand durch die Zehen rieseln. Als wir weiter laufen, müssen wir uns gegen den Wind stemmen, bis zur "offiziellen Ecke", dem Poller, der irgendwo in den Sand gesteckt ist. Jemand hatte ein Erbarmen und setzte den Holzpfahl als Wegmarkierung irgendwo auf den Gesamtumfang von ca 30km, damit "die nächste Ecke" sich nicht bis in alle Ewigkeit an den Horizont verschiebt. Leute stecken Federn und Stöckchen in den Pfahl: "Auch ich bin hier gewesen." Wir stecken eine Möwenfeder für uns in den Poller, und für den toten Seehund mit den herausgequollenen Augen, den wir wider Willen gesehen haben, bauen wir einen Cairn (Steinhaufen). Der oberste Stein dieses Haufens sieht aus wie ein Totenschädel, nicht nur, weil er weiß ist. Er hat schwarze Augenhöhlen und der Mund steht offen.

Am Strand können wir zusehen, wie Steilküsten werden und vergehen. Wie im Großen, so im Kleinen. Die Wellen haben etwa dreißig Zentimeter hohe Abbruchkanten geschaffen, mit Vorsprüngen, Buchten und "Kleckermännchen". Neue Hänge steigen an, ältere stehen über, andere werden gerade unterspült. Schichten werden sichtbar, wo das Meer Steinchen und Muscheln abgelegt hat. Der Sand an den vorstehenden Miniklippen ist aufgetrocknet, nasse Streifen zeichnen sich dunkel ab. Wir bleiben stehen und schauen der Erdgeschichte zu... Luftbläschen hinterlassen beim Platzen Minikrater im Sand. "Unterschätz mal die Kraft der Luftbläschen nicht!" antwortet der Skipper auf die Verwunderung der LF über die "Kraft der Luftbläschen", die es wohl brauchen muss, um die relativ harte Sandoberfläche derartig einzudrücken. Alle Achtung!

Und sonst:
- Brandungsfeuerquallen
- Anholt ist eine "Zeit-raffer-insel" (O-Ton Skipper), nicht nur wegen der Erdgeschichte, sondern auch wegen dem Wetter, das von allen Seiten heranzieht und weit hin beobachtet werden kann
- das 3,5 prozentige Leichtbier steht dem deutschen Starkbier in Sabbelgehalt für den Skipper in nichts nach
- unsere Fußabdrücke verschwinden nach nur einer Überspülung!
- Verschiedene Frontensysteme geben sich im Himmel die Klinke in die Hand
- Momentaufnahme von Wind und See heute http://youtu.be/tdDvJLaSj8A

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