Samstag, 24. August 2013

Hochtief die Schwalben — Ballen nach Middelfart

Walknochen in der Kirche von Middelfart
Donnerstag, 22. August. Ab jetzt geht es unweigerlich Richtung Heimat. An der Südspitze von Samsö beobachten wir ein interessantes Stromphänomen: Die Küste runter hatten wir die ganze Zeit einen halben Knoten Strom gegenan, an der Landspitze plötzlich für wenige Momente ebenso straken Strom mit. Auf dem Wasser zeichnet sich deutlich eine Linie ab, wo der Strom kentert. Als wir an der Landspitze vorbei sind, haben wir wieder Strom gegenan, und zwar doppelt so stark wie vorher. 

Der Himmel jetzt nur an den unteren Kuppelrändern milchig, darüber hellblau. Die LF liest wieder im Wetterbuch von Bernhard Michels, rechnet ein paar Angaben nach und staunt nicht schlecht: Blitze haben eine Geschwindigkeit von 128.000 km/sec. Wenn der Erdumfang in Seemeilen 60 Minuten x 360°, also 21.600 beträgt, in km also "etwa ungefähr genau" 40.000, dann bedeutet es, dass ein Blitz in einer Sekunde etwa 3x um die Erde rast... Kein Wunder, dass Gewitter Urängste auslösen!

Wir gehen in den Nyhavn von Middelfahrt, der von der Firma Telka gesponsert wird. An der Außenmole hängt zusammen mit dem Logo gleich ein Preisschild. Das wär jetzt nicht nötig gewesen. Spaziergang durch die Stadt: eine  ausgestorbene Haupteinkaufsstraße, die sich irgendwo im alten Viertel rund um die Kirche verliert. Das ist das typische Schema. Die Kirche wollen wir — wie die meisten Kirchen — gesanglich auf ihren Klang testen, kommen aber gerade mal zum Luft holen, als über uns eine Orgel und zwei Frauenstimmen erklingen. Wir diffundieren in die Holzbänke hinein und lauschen: Zum "Salve Regina" von Pergolesi schweifen unsere Blicke über Schnitzereien von Köpfen und allerlei hölzernem Volk. Die Holzköpfe sehen ihrerseits aus, als lauschten sie; Zeitschleife. Das Trio probt für ein Konzert. "Is it balanced?" "Yes, it's well balanced!" In der Abseite hängen Walknochen an der Wand, die man 1603 hier im Sund gefunden hat, und von der Decke im Hauptgang hängt das obligatorische Schiff.

Beseelt vom Klang laufen wir zum alten Hafen runter. Atmosphärischer Bruch. Hier wird gebaut, es stinkt, aber urig ist es, die Fischbude gleich vis à vis. Nächstes mal legen wir das Schiff gleich hierher. Zurück an Bord stellen wir fest, dass das Konzert, dessen Probe wir gerade beigewohnt haben, heute abend stattfindet, d.h. wir brechen bald wieder auf und lassen uns von Pergolesi, Faurè, Händel, Vivaldi usw. berieseln. Der Klang dieser Kirche ist außergewöhnlich; die Orgel allein wie ein ganzes Orchester, sehr differenziert, nicht breiig wie die meisten Orgeln, und die beiden Frauenstimmen im Duett könnten bestimmt Steine erweichen. 


Und sonst:
- Der Hafen ist ein Feuerquallengrab
- Die Schwalben können sich heute nicht entscheiden, deshalb fliegen sie hochtief        
- Eine Schwalbe macht zwar keinen Sommer, aber "zirka ungefähr genau" 73 Schwalben schon
- Wir befinden uns in einem riesigen Hochdruckgebiet
- Sommerkoncerter 2013, Middelfart Kirke, TriOro, Kiki Brandt, Sopran; Christina Dahl, Mezzosopran; Torben Krebs, Orgel, Probe  http://youtu.be/Xof8bS7Amw0

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