Dienstag, 30. Juli. Morgens um 5:00 sind alle noch da, die Spiegelungen von gestern. Das Schwein ist aber nicht mehr im Galopp, seine Augen sind nicht mehr angriffslustig aufgerissen, das Füchsen jetzt ganz entrückt, alle Kreaturen wie in Schlaf gebannt. Vogelgezwitscher und eine wohlig duftende feuchte Luft kündigen einen neuen Tag an. Über unserer Koje taumeln besoffene Mücken am Luk, darüber ziehen Wolken. Die Mücken haben sich innerhalb des Moskitonetzes verfangen, statt davon draußen gehalten zu werden. Blöde Blutkonserven, vollgesogen mit unserem Blut. Wenn die Logbuchführerin welche erschlagen würde (z.B., damit es etwas skandalöses zu berichten gäbe, was sich gut im Blog macht), dann gäbe es Blutflecken mit unserem Blut. Faszinierend, dieses Hin und Her von Drin und Draußen!
Während die LF so rumphilosophiert, steigt draußen die Sonne über die Bäume und lockt die LF aus der Koje. In einem nächsten wolkenlosen Moment ergießt die Sonne reines Gold auf ihr gesamtes Gegenüber, so hell, als strahlte alles von innen her. Überirdisch!!! Als die LF einatmet, strömt wohl etwas von diesem Gold mit ein, denn für den Rest des Tages ist Sonnenschein, obwohl die Sonne sich später nicht einmal mehr zeigt. Als die LF den Skipper weckt: "Willst du mal was Schönes sehen?" ist der Glanz schon nur noch halb so hell, das "Golden Gate" in den Tag hat sich wieder geschlossen. Ein prima Ort, um zu sterben, dieses Ringsön im Sommer. Dennoch reißen wir uns nach dem Frühstück los von hier, denn heute Nachmittag soll es ungemütlich werden. Nach dem Aufbruch zieht es sich auch mehr und mehr zu. Ab Mittags regnets, am Nachmittag nimmt der Wind zu, begleitet von noch mehr Regen. Schön, bei derartigem Wetter einen Hafen anzulaufen, den man schon kennt, dessen Gemütlichkeitsgrad man einschätzen kann und von dem man weiß, dass es dort Das Leckerste Blaubeereis Jemals gibt. Der Tag endet später als gedacht. Abendbrot 21:30. Fische schnappen sich mit hohen Sprüngen aus dem Wasser ihr eigenes Abendmahl. Na dann: Gute Nacht.
Und sonst:
- Oxelösund von weitem ein grauer Schemen, in dessen Mitte ein offenes Feuer brennt. In Vorbeifahrt lecker Kohlegeruch. Industrieromantik.
- Mit Oxelösund im Rücken passieren wir Huvudskär an backbord, den treuherzigsten und süßesten Seehund aller Zeiten
- Beim Anlegen gegen leicht seitlich blasende 6 Windstärken ein selten unfreundlicher Empfang von einem deutschen Stinkstiefel aus Kappeln, der keinen neben sich haben will. Wie der uns tutet, so wir ihm blasen. Hundsfott, damische.
- Um 22:15 glasklare Rückseitenluft. 16°C, das Holz an Deck trocknet nicht auf.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen