Dienstag, 20. August. Die absolute Stille der Kiesgrube weckt um 4:00 die LF. Sie liest "Die Tote im Götakanal" weiter, wo man endlich mit den Ermittlungen voran kommt. Hier in der Grube weht kein Lüftchen. Der Hafen hat etwas Steriles, Unbelebtes. Nur die wenigsten der Häuschen sind noch ferienmäßig bewohnt. Selbst das Zwitschern der Vögel wirkt wie eine kitschige Beigabe aus der Retorte. Wir absolvieren die Schleuse mit dem etwas mürrischen Wärter, und dann gibt es draußen auf See doch tatsächlich nicht nur "geilomates" (LF), sondern "geiloprontes" (Skipper) Segeln. Der Wind bläst gleichmäßig mit 3-4 Bft aus Westnordwest, wir gleiten nach Süden. Strom hält sich in Grenzen. Sonne scheint. Wind kühlt. Eine der ansonsten von der LF sehr gefürchteten, weil gefräßigen "Haifischfähren" macht nach dem Ablegen freiwillig einen riesigen Bogen um uns, bevor sie richtig aufdreht. Der Skipper darf heute alles alleine machen. Zur Feier des Tages trimmt er sich nen Wulf. Die LF, das lichtscheue Gesindel, legt sich im Schatten ab und träumt himmelwärts.
Der Hafen von Ballen ist bei Ankunft um 15:30 zu zwei dritteln besetzt, füllt sich aber gegen abend noch auf und wird der wohl vollste Hafen der letzten zwei Monate. Chartercrew um Chartercrew landet an, ein paar Schiffe gehen ins Päckchen. Draußen geht ein Oldtimer vor Anker. Der Vollmond sieht sich alles gelassen an. Die Klamotten des Skippers sind wieder trocken. Er war beim Anlegen und dem Sprung auf die Pier mit der kurzen Hose in einer der Relingstützen hängen geblieben und samt Vorleine ins Wasser gefallen. Glück im Ungemach: Bis auf ein paar kleine Schrammen blieb alles heil, incl. der Brille auf der Nase. Da wir an dieser Pier nicht an Elektrizität rankommen, legen wir uns noch mal um. Das unfreiwillige Bad hat also noch nicht mal geholfen :-( Die neuen Nachbarn hantieren gleich umständlich an ihren Leinen herum. "Sind wir Ihnen zu nah?" fragt die LF. "Ja, die Fender berühren sich, das muss ja nicht sein." Ah ja... Wir können noch ein bisschen Lose aus der Steuerbordvorleine rausziehen. Und das machen wir gerne!
In unserem Lieblingshafenrestaurant gibt es heute äußerst kreative Küche, die zum Nachkochen animiert: frischen Seehecht in orangefarbener Kohlsauce (Kohlsorte unbekannt) und Blumenkohlpüree, in ein Rotkohlblatt eingerollt. Fuh!
Und sonst:
- Eine "Haifischfähre" ist eine Schnellfähre. Schnellfähren sind mit ca 40-50 Knoten Fahrt etwa 8-10 mal so schnell unterwegs wie wir. Im Profil sehen sie aus wie Haifische mit weit aufgerissenem Maul, nicht?
- Beim Hafenrundgang bewundern wir eine 43 Fuß lange "Motiva" aus der Heimat und erfahren ein paar technische Details von den Eignern: das Schiff wiegt 16t und lässt sich dementsprechend bei wenig Wind nur mit Motorkraft bewegen; je 600L Diesel und Frischwasser; Bugstrahlruder; Stahl mit Gelcoatbeschichtung; wird nicht mehr gebaut. Sieht sehr gemütlich, ja handlich aus und ist tauglich für eine Weltumsegelung. Hng.
- geilopront: Steigerungsform von geilomat
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