Sonntag, 18. August 2013

"Zieht euch warm an!" — Marstrand nach Donsö


Tja, die sonst so diskreten Schweden...
Mittwoch, 14. August. Die Hafenatmosphäre in Marstrand hat sich jetzt zu einem Ding verdichtet, das wir von hinten anschauen. Wie nach einer Party, wo es heiß herging, aber jetzt haben ein paar Hartgesottene schon aufgeräumt, während alle andern noch den Rausch ausschlafen. Wer jetzt nach vorn schaut, ist vielleicht ebenso froh wie die LF, ein Zuhause zu haben mit allem, was dazu gehört: einem Liebsten oder einer Liebsten, Kindern, Enkelkindern, Familien, Freunden, einem Dach überm Kopf und was sinnvollem zu tun usw. 17°C. Die LF liest atemlos "Öland" zu Ende, der Skipper geht nochmal baden, gemeinsam wird "Deutsches Brot!" (aus Sauerteig) gekauft; in Gedanken werden dazu manchmal die Hacken zusammengeschlagen und Zeige- und Mittelfinger zu einem Schnauzbart über der Oberlippe zusammengelegt, aus Daffke und wegen unserer Geschichte, die lebendig bleiben soll. 

Marstrand zählt etwa 1500 Einwohner und ist durch die alljährliche Match-Cup- Regatta eine der Segelmetropolen des Königreichs schwEDEN. Wir ziehen uns warm an und machen die Marstrandpassage in umgekehrter Richtung nochmal, diesmal mit einer kleinen Fock, damit wir länger was davon haben. Die zum Greifen nahen Wolkenschichten sehen aus wie hunderte von Tüllgardinen, die voreinander geschichtet wurden. Wir gleiten auf der schiefergrauen See drunter durch, vor dem Wind nach Süden. Ein traumhafter Segeltag. (N 3 Bft, zunehmend NW 4-5, in Böen 6 Bft). Rund um Marstrand gleicht die Kulisse einer Mondlandschaft. Der Mix aus Sonne und Wolken sorgt für dramatische Kontraste, Licht und Schatten wirken intensiver als alles, was wir bisher auf dieser Reise gesehen haben, auch kälter als bislang. Die Haufendörfer auf den Skären sind klar umrissen, wie Ausschnitte aus Pop-up-Büchern. Still und besinnlich sind wir heute unterwegs. Der Wind ist wieder sehr böig, als wir nach Donsö einbiegen, bläst er uns kräftig ins Gesicht. Das ist echter Pustekuchen. Gut, dass wir ihn tagsüber halb bis achterlich hatten. Das fühlte sich gemütlich an. Zwischen gemütlich und ungemütlich liegen etwa 60°. Der Hafen von Donsö ist ein Fischereihafen, den man seit unserem letzten Besuch vor drei Jahren, als wir einen Sturm abwettern mussten, kräftig aufgerüstet hat. Zwei der langen Stege sind mit weißer Plastikfolie bespannt. Ungewöhnlich. Ob es wohl eine Hochzeit gegeben hat? Die LF spinnt solche Geschichten immer gerne in Gedanken weiter. Wir machen den restlichen Kohleintopf von vorgestern alle. Zum Nachtisch gibts Sonne-unter auf der etwas zugigen Pier, bis es zu kalt wird. Kreischende Jugendliche rasen auf Mopeds durch die Nacht. Sie schreien Herbst und Winter an, dass die gefälligst noch bleiben sollen, wo der Pfeffer wächst. Wohl wissend, dass der Sommer zur Neige geht. Sie klingen vital, aber auch verzweifelt. 

Und sonst:
- Lufttemperatur tagsüber 16°C
- Wassertemperatur 18-19°
- Feuerquallen, und Salz auf unserer Haut
- Der Supermarkt im Hafen von Donsö hat seinen Namen zurecht: SUPER Markt. Die LF ergattert hier endlich den lange ersehnten Teppichklopfer (für den Hintern des Skippers, ja klar, aber auch für die Matratzen, die alten Staubfänger die). Außerdem grottenhässliche Topfhandschuhe aus Jeansstoff, die aber dick genug sind, als dass man sich nicht die Finger verbrennt, und lang genug, so dass sie die im Sommer meist nackten Unterarme bis zu den Ellenbogen bedecken.

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