Montag, 12. August 2013

Vänersborg nach Kungälv (Fästningsholmen)

Samstag, 10. August. Die Städte, welche wir zu sehen bekommen, werden größer und strahlen im Gegensatz zu den Dörfern, die nur im Sommer lebendig werden, eine dumpfe Alltäglichkeit aus. Wir bunkern Diesel und besorgen einen neuen, etwa halb so großen wie den vorherigen Adenauer. Möglich, dass wir den alten verloren haben, als wir, um die Fock zu bergen, abgefallen sind und plötzlich mit neuneinhalb Knoten über den See flogen. Unheimlich, wie Dinge unbemerkt verloren gehen.


Die Schleusen des Trollhätte sind wenige, aber riesig. Wir sind die einzigen Schleuser, verlieren uns in den auch für die Berufsschiffahrt tauglichen Kammern. Abwärts schleusen ist eine sehr sanfte Angelegenheit, bei der wir die volle Länge unserer Genakerschoten brauchen, die wir zum Fieren nutzen, weil sie die längsten tauglichen Leinen sind, die wir haben. Der Kanal ist breit, landschaftlich auch reizvoll, aber ganz anders als der Göta. Entlang des natürlichen Flusslaufs gibt es Weiden, Häuser, dichten Baumbewuchs, einen Kirchturm; der Anblick ruft im Skipper "Alpengefühle oder Mississippigefühle" hervor. Das Fahrwasser ist dicht betonnt, was der Durchfahrt etwas nüchternes verleiht. Der Kanal wird ausgiebig von der Berufsschiffahrt genutzt. Das strahlt er auch aus. Ernste Themen wie Gütertransport und Umsatz schlagen sich unter anderem so nieder. Den Ort Lilla Edet, dessen Name so verheißungsvoll und romantisch klingt, taufen wir in "Desolation Row" um. Halb verfallene Industriegebäude säumen die Durchfahrt. Ab und zu gehen Schauerböen auf uns nieder. Die LF verschafft sich Ausblicke durch Fernglaskino. Der Film heißt schlicht und ergreifend: Wolken!

Die Einfahrt nach Kungälv ist abenteuerlich eng. Wir haben sich widersprechende Informationen. Hafenhandbuch sagt "Wassertiefe 1,80m", die Seekarte und Navionics sagen 3,10m. Die Tiefe ist schwer einzuschätzen, so viel Unterwasserbewuchs. Das letzte Stück ganz verzaubert. Moosbewachsene Felsen führen das Auge Stufe um Stufe nach oben, dunkles, von Feuchte sattes Grün, schwarz umrandet. Beim Anlegen werden wir von starkem Strom versetzt. Nachdem der Tiefenmesser 1,90m zeigt und wir bei dem Versuch, längsseits eines kleinen Dickschiffs zu gehen auf Matsch sitzen, trauen wir uns nicht mehr weiter hinein und gehen vor Kopf an die erste Pier.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen