Donnerstag, 4. Juli 2013
Puh. Um 0:30 eines der heftigsten Gewitter seit langem, mit sehhhhhhhhr ergiebigem Regen. Kein Wunder, dass Naturvölker magischem Glauben anhängen, mit dem sie Naturgewalten eine Wesenhaftigkeit zuschreiben. Wir sind umringt von blendend grellen Blitzen, ohrenbetäubender Donner rollt direkt auf uns nieder. Es fühlt sich an, als hätte ein zorniger Gott sich unsere kleine Skärenheimstatt ausgesucht, um uns Angst zu machen, uns zurecht zu weisen, vielleicht Demut zu erzwingen. (Waren wir ungehorsam?) Wir sitzen Hände haltend im Cockpit unter der Wurstbude, stoßen Schreie des Erschreckens und der Bewunderung aus. Unzählige Blitze kreisen uns regelrecht ein, einer davon so nah, dass wir ihn riechen können: Wir sind von einem übermächtigen Feind umzingelt. Noch im Abgang setzt der Gott der großen Dinge ein paarmal nach, Grollen, Zähnefletschen, Aufblitzen, dann Abreg(n)en. Nach etwa einer Stunde ist der Spuk vorbei.
Bevor wir morgens die von Möwenschiss versyphten Leinen losmachen, schauen wir auf der Nordskäre
nach, ob wir das Blitzeinschlagloch finden. Finden wir aber nich... Der Wetterbericht kam auf Utklippan handschriftlich auf das Ticket für die Hafengebühr geschrieben. Um 12:40 ist es halv klaret (diesig), die Lufttemperatur beträgt 18°, die Wassertemperatur 14°. Die alte See von letzter Nacht macht unterwegs den Aufenthalt unter Deck unerquicklich, die Schille rollt in der alten Dünung, auf deren glatter, öliger Oberfläche sich das aktuelle bisschen Wind in kleinen Kräuseln niederschlägt. Am frühen Nachmittag kriegt der Himmel von unsichtbarer Hand die fahlgraue Haut abgezogen, die Sonne kommt raus, und für eine Polarexpedition ist es jetzt mit 22° im Schatten definitv viel zu heiß. Fahrtwind (unter Motor machen wir konstante 7kn) und Rückenwind (E bis SSE 2 Bft mit 7kn) heben sich gegenseitig auf, sodass an Bord absolute Windstille herrscht. Um 18:30 messen wir eine Wassertemperatur von 16,6° (je höher der Norden, desto werner das Wasser :-)
Was heißt: "Wir umfahren die Tonne an steuerbord, lassen sie also an backbord liegen." ?! Der Skipper und sin Fru können sich nicht einig werden darüber, dass diese Ausdrucksweise äußerst "verwearnt" ist. Die Fru meint, eine Tonne hat weder bb noch stb, denn sie ist ja rund. Demnach wäre die obige Ansage eine sich selbst widersprechende. Der Skipper meint, am besten gehe man immer vom Boot aus (sagt se doch auch!), aber sein Klärungsbedarf ist nicht so groß wie der ihre. Er will bald davon nichts mehr hören, ihr Insistieren geht ihm entschieden zu weit. (Seit dem letzten Weibertörn hat die Fru sich merklich verändert, will noch mehr noch genauer, und so manches besser wissen. Wie neugierig kann man noch werden?) Es folgt eine ausgedehnte Sendepause mit Rückenansicht.
19:15 fest Kalmar, unser Versorgungs-, aber auch Luxushafen, auf einer Skala von 1-10 eine 11.
Worte, die heute interessant klangen: kodderich, dumm Tüch, rabulistisch, halv klaret
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen