Dienstag, 30. Juli 2013

Bock auf Bockholmen

Nomen ist nicht immer Omen: die Tratskär, die wir natürlich
Tratsch-Äre nannten, hatte nichts zu sagen...
Donnerstag, 25. Juli. Jetzt ist mal Schluss mit dem Rumgeöddel in der Großstadt. Der Wind hat schon lange nachgelassen und die Logbuchführerin ist einigermaßen wieder hergestellt. Wer Logbuch führen kann, soll auch was erleben, damit es sich lohnt. Bis Vaxholmen, von Stockholm aus etwa 13 Meilen nach NE raus, müssen wir allerdings noch auf eine andere Art weiter öddeln, denn bis dahin gibt es einen beinahe hysterischen Schwell, hauptsächlich verursacht von den unzähligen Motorbooten, die alle gleichzeitig mit einem Affenzahn von A nach B wollen. Der Schwell ist weitestgehend unvorhersehbar, ruckartige Bewegungen sind die Folge. Wir bunkern Diesel und dann nichts wie weg hier!

Gummiboote voller japanischer Reisegruppen kommen uns entgegen, Skären-watching statt whale-watching, wie wir es in Kanada selbst unternommen haben, wo wir auch tatsächlich einige sehr lebendige Exemplare zu Gesicht bekamen, sodass selbst unsere Reiseführer Lust auf Überstunden bekamen. In den Stockholmer Skären gibts auch etliche Wale, allerdings aus Stein, meistens kriegt man nur ihre starren, glatt polierten Rücken zu sehen. Die Japaner auf den jeweiligen Booten schauen gruppenweise in die gleiche Richtung. Die Hauptbeschäftigung scheint das Fotografieren zu sein.

Mit Blick auf verbleibende Reisezeit beschließen wir, keine großen Strecken mehr nach Norden zurück zu legen. Nach Osten hin gibt es noch unendlich viele Skären, die einen Besuch lohnen. So bekommen wir Bock auf Bockholmen. Die Bucht ist überall etwa 18m tief, nur ganz am Rand wird es auf eine Bootslänge um die Felsen herum flacher. Eigentlich würden wir lieber ankern (die urtümlichste Art, irgendwo fest zu machen), aber mit nur 40m Kette haben wir kein gutes Gefühl. (Ursprünglich gingen wir mal von einer Ankerkettenlänge von drei mal die Wassertiefe aus; seit einem instruktiven Artikel in der Yacht sollen es aber fünf mal die Wassertiefe plus die Höhe des Freibords sein). Also gehen wir an den Felsen und werfen den Heckanker. Zwei Vorleinen haben wir: eine um eine Wurzel,
die andere um eine junge Kiefer. Sehr urtümlich das Ganze: wir nutzen, was sich so zum Gebrauch anbietet. Sonne unter. Ab ins Heiabettchen. Die Bucht ist so still, dass man den eigenen Atem hört. Ansonsten gehört sie den Vögeln.

Und sonst:
- Die LF hat im Krankenlager "Schatten an der Wand" zu Ende gelesen, das ihr noch nachhängt, vor allem wg. dem Zeitreise-Lebensgefühl, das es vermittelt. Eine tolle Geschichte, spannend erzählt.
- Kaum vor Anker, schon Beute gemacht: eine sauber aufgeschossene, etwa 6m lange, weiche Hilfsleine mit Dingi und Bootshaken vom Grund geborgen


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