Montag, 22. Juli 2013

Knocking on heavens door — Nynäshamn nach Saltsjöbaden

Was, wenns n zehn Meter Turm gibt
und keiner springt?
Samstag, 20. Juli. Heute scheint ein guter Segeltag zu werden. Mit leichter Verspätung los. An backbord sehen wir alsbald Dick Dale, unsere Schildkröte, in über lebensgroß. Der Rücken ist bewachsen, der Kopf halb unter Wasser. Er trinkt. Ein paar Skären weiter wurden den Felsen gleichförmige Irokesenschnitte verpasst. Wir starten mit zwei Reffs im Groß und der Fock, nehmen aber bald ein Reff wieder raus. Durchschnittsgeschwindigkeit 5.7 Knoten. Wir finden alle Peilmarken, alle Tonnen, das Fahrwasser ist breit, fast nirgends weniger als eine Seemeile. Ganz prima. Bis die Logbuchführerin, deren Sichtfeld durch einen Sonnenhut erheblich eingeschränkt ist, sich beim Trimmen der Fock am sehr tief hängenden Baum so dermaßen den Schädel anschlägt, dass es ihr die Tränen in die Augen treibt. Dass eine einzelne Bewegung so viel Wucht erzeugen kann! Knocking on heavens door. Wenn der Baum nicht zum Kopf kommt, drängt der Kopf wohl zum Baum. Urgh. Zufällig trifft der erste Hunger mit dem Moment überein, als wir sowieso nach Norden abbiegen müssen, wo auch der Wind herkommt. Wir heinzen gegenan, bis wir in Saltsjöbaden landen, einem ursprünglich als Erholungsort geplanten Vorort von Stockholm. Das ehemalige Luxushotel und Sanatorium sieht allerdings ein bisschen verstrahlt aus. So leer. Bei Ankunft springen sportliche Typen vom zehn Meter Turm, mit Salto und hassde nich gesehn. Der Hafen liegt voller Bojen, wo Yachten und Katamarane festgemacht sind. So viele Arten, ein Boot fest zu machen!

Die Hafenmeisterin weist uns einen sehr geschützten Platz an, der mit einem roten Schild "privat" versehen ist. Gelandet. Ordnung. Ruhe. Stille. Dann gibts für die Logbuchführerin den neuen Krimi aus dem Perigord "Schatten an der Wand", von Martin Walker, an einem Glas Rotwein. Der Skipper wird überschüssige Energie durch Laufen los. Ab 21:00 Uhr dreht der Wind nach Süden, und die Schwalben fliegen tief, eine lässt sich auf unserer Heckboje nieder.
Aus der Hafenkneipe tönt billiges Barmusikgedudel mit Echtstimme und -instrumenten. Das Sonne-unter-Spektakel in der Bucht hingegen ist märchenhaft, wieder "Flammendes Inferno", und beinahe Vollmond. Achteraus schauen wir auf die Sternwarte des Astrologischen Instituts von Stockholm. Im Süden erscheint ein zarter Regenbogen über die gesamte Bucht. Der finnische Nachbar bedankt sich dafür, dass ich ihn darauf aufmerksam mache. Der farbige Bogen liegt außerhalb seines Sichtfeldes. Bitte schön.

Stockholm ist sprichwörtlich um die Ecke. Noch einmal schlafen.

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