Dienstag, 23. Juli 2013

Genau nach West ungefähr — Saltsjöbaden nach Stockholm

Die Wikinger kommen uns entgegen
Sonntag, 21. Juli. Unser Liegeplatz im Kurort ist zwar sehr geschützt, aber figeliensch zum rauskommen, da wir gegen die Schraubwirkung an müssen (unsere Schraube dreht links herum, weshalb sie bei Rückwärtsfahrt das Heck nach steuerbord zieht). Der Wind kommt seitlich von bb, was das Drehen in den Wind über bb zusätzlich erschwert. Der Nachbar hält uns noch einen Moment an der Vorleine, und vor der nächsten Festmacherboje kommen wir so gerade eben rum.

Die Passage durch den äußerst engen Kanal an Boo und Lännersta vorbei ist eine echte Abkürzung nach Stockholm, die wir erst unlängst als Möglichkeit entdeckt haben. Wir haben nie weniger als 3,5 m unterm Kiel, obwohl wir wieder einige male die Luft anhalten, weil das Fahrwasser so schmal ist, dass an einigen Stellen Entgegenkommer warten müssen, weil man sich schlecht begegnen kann. Die Durchfahrten sind an den breiteren Stellen gesäumt von Holzhäusern hoch oben auf den Felsen, von denen lange Treppen hinunterführen zu Bootsstegen und Badestellen. "Genau nach West ungefähr!", lässt der Navigator hier zur besseren Orientierung für die Rudergängerin wissen. Auf dem letzten Stück, das nach Norden verläuft, bläst uns der Nordwind ins Gesicht, die Schonzeit ist vorbei. Dann noch einmal links abbiegen. Reingleiten mit Fock wäre schön, ist aber Fehlanzeige wegen des starken Schwells. So heinzen wir durch nach Vasahamn, vorbei am Vergnügungspark (http://youtu.be/eDrF_lGq5ik), wo sich das lustvolle Gekreische durchgeschüttelter Kreaturen, die sich himmelwärts drehen oder gerade in Kapseln zu Boden stürzen, mit dem Geheul des Windes und Motorengeräuschen vermischt.

Das erste Hafenbecken ist sehr schmal zum Manövrieren, die äußerste Box ist zwar frei, aber wir lassen sie an stb liegen; innen werden wir geschützter liegen. Dort ist noch eine Lücke neben einem Finnen, die zunächst etwas zu schmal aussieht. Der Finne winkt uns heran, nimmt schon Leinen an. Passt. Hallo die Enten, heute mal eine schwarz weiße Sorte, die wir noch nie gesehen haben. Das innere Becken ist größer und besser zum Manövrieren, aber ohne freie Plätze, denn wenn man früh genug (nicht am selben Tag) online reserviert, bekommt man vorzugsweise dort einen Platz (über www.dockspot.com). Vor dem Museumscafè gibt es eine Pier, die neu aussieht, mit einer Bar, wo wir in den Genuss des typischen arroganten schwedischen Nicht-Service kommen, der die Chronistin immer wieder zur Weißglut treibt. (Die Schweden sind nicht die geborenen Dienstleister). Abendbrot nehmen wir bei einem Italiener rund um die Saluhallen ein. Sehr lecker. Radtour zurück durch ein sehr belebtes Gamlastan, wo sogar noch Geschäfte geöffnet sind, allerdings voller Dinge, die die Welt nicht braucht.

In den nächsten Tagen soll es wieder ordentlich blasen, konstant aus Norden, was wohl wegen polarer Kaltluft einen Temperatursturz mit sich bringen wird. Die kühlen Wassertemperaturen bringen einen zusätzlichen Tschill-Faktor mit sich. Wir haben die richtige Entscheidung getroffen, das nächste Tief in der Großstadt abzuwettern. Kein Skärenwetter, und nicht geeignet für die Aalands. Nach der Großwetterlage zu urteilen, wird noch ein Weilchen ein Tief das nächste jagen.

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