Samstag, 29. Juni 2013

Kopenhagen

 Enkel und Hasi fahren mit
Nach 40 minütigem Flug von HH in Kopenhagen angekommen, bei einem gleichförmigen, nass-grauen Himmel und herbstlichen Temperaturen. Der Flughafen liegt günstig um die Ecke vom Schiffsstandort Christianshavn. Wegen schwerem Gepäck nehmen wir ein Taxi. Bei Einfahrt in unser Viertel passieren wir einen Unfallort, der frühe Samstag morgen beginnt mit einem anonymen Toten in der Straßenmitte. Das Leichentuch wird gerade angehoben; unweit steht ein Autowrack, der Wagen muss beinahe frontal in die Mauer gekracht sein. Nur noch der achtere Teil ist zu sehen, die Front ist bis zur Wagenmitte zusammengeschoben. Materie ist hart. Wir sind verletzlich.

Wir laden unser Gepäck ab, besorgen uns ein fulminantes Frühstück im Lagkagehuset, und dann holen wir den Schlaf nach, den uns der frühe Abflug gekostet hat...("Ein Stündlein wohl vor Tag":-) Einigermaßen erfrischt verstauen wir unsere weltlichen Dinge, es folgt ein Stadtbummel im Regen. Durch das nasse Grau tummeln sich unzählige Zeitgenossen, die in diversen Warenparadiesen Zuflucht vor dem Regen suchen. Im Magasin finden wir ein paar unter Bordbedingungen sehr geeignete Kleiderbügel, bevorraten im Supermarkt an den drei Eskimo-Denkmälern (eins hat wohl nicht gereicht). Der Verkehr rollt über den Unfallort, als wäre nichts besonderes geschehen.
Skippers sommerliche Haarlänge: 1mm

Wiederholt rasen bunte Lastwagen-Diskos mit grölenden, singenden, saufenden und tanzenden "Studierenden" an uns vorbei. C H, die hier unlängst ihr Studium aufnahm, hatte uns letzte Woche schon eingeweiht in dieses befremdliche Ritual, das sie als frischgebackende deutsche Studentin sehr gewöhnungsbedürftig fand: für Erstsemester gilt es erstmal, die Trinkfestigkeit unter Beweis zu stellen. Auf dem Kanal frönt eine versprengte Gruppe von Selbstdarstellern in eng anliegenden, bunten Nylonanzügen auf einem aus Paletten zusammengeschusterten Floß demselben Ritus.

Am späten Nachmittag reißt der Himmel auf und die Sonne setzt sich durch, gepaart mit einem zarten, doch eindringlichen Himmelblau von der Sorte, die es in Japan nicht gibt. Ein kalter Wind bläst böig von NNW, nachdem die Regenfront durchgezogen ist. Der sizilianische Eisladen gegenüber unseres Liegeplatzes wird von zwei Jungunternehmern geführt. Einer von ihnen ist ein waschechter Sizilianer, der andere kann seine sizilianischen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückverfolgen.

Mit Nudeln Chill-Out beschließen wir den Tag, aber erst nachdem wir zum ersten mal seit wir denken können in DK einem feindlichen Akt ausgesetzt sind: ein besoffener Rüpel kippt seinen stinkenden Rotwein über unserem Cockpit aus. Er hatte sich vorher mit seinem Kumpel abgesprochen, nahm richtig Maß und handelte entschlossen. Danach holen wir ausnahmsweise mal den Adenauer rein. Hundsfott, damische.

Wir zünden eine Kerze für den Unbekannten an, der heute morgen sein Leben gelassen hat.



1 Kommentar:

  1. Nein liebe B, wir haben der Hundsfott der damischen keine langen Beine gemacht, und der Rüpel musste seinen Rotwein auch nicht aufschlecken, weil ich davon abgesehn habe, ihn mir vorzuknöpfen. Mit Betrunkenen leg ich mich aus Prinzip nie nich an...

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